es Mopped - BMW R35
Freistaat Flaschenhals
Zum Ende des ersten Weltkrieges errichten die Amerikaner einen Brückenkopf in Koblenz. Die Franzosen richteten ihren Brückenkopf in Mainz ein. Die Gebietsaufteilung erfolgte per Zirkel. Kurioser Weise wurde ein flaschenhalsförmiges Gebiet um Kaub und Lorch nicht von den Brückenköpfen erfasst. Hier entstand ein Freistaat, der Freistaat Flaschenhals. Der Freistaat hatte Bestand vom 15. Januar 1919 bis zum 25. Februar 1923.
Im Flaschenhals Freistaat wurde der Lorcher Bürgermeister Pnischeck zum Präsident gewählt und eine eigene Währung eingeführt. Die Versorgung der 8000 Einwohner, die in den Städten Lorch und Kaub und den Gemeinden Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth und Egenroth lebten, war äußerst schwierig. Züge durften im Flaschenhals nicht halten und die Straßen waren schlecht ausgebaut. Der Bevölkerung blieb die Versorgung per Schiff, welche der Bedeutung Kaubs als Lotsenstation zuzuschreiben war. Darüber hinaus blühte der Schmuggel aus dem Hinterland auf.
SWR
Film über den Freistaat Flaschenhals (eigenständiger
Linkhinweis)
Am 25. Februar 1923 wurde der Freistaat Flaschenhals durch französische Freikräfte besetzt. Zum 16. November 1924 müssten diese Besatzungstruppen den Freistaat wieder freigeben. Da zu diesem Zeitpunkt die besetzten Gebiete gänzlich freigegeben wurden erfolgte die Eingliederung des Freistaatgebietes in die Weimarer Republik.
Ausflugtipp
Erzählungen zu Grunde waren die damalige Bevölkerung stolz auf ihren Flaschenhals. Vielleicht auch deshalb lebt der Freistaat Flaschenhals heute als eine Werbeinitiative weiter. Unter dem Etikett Freistaat Flaschenhals wirbt man heute für Weine aus dem ehemaligen Freistaat. Eine nette Idee etwas über Wein und Region zu erfahren.
Mit einem Reisepass für den Flaschenhals bietet sich zum Beispiel eine nette Möglichkeit regionale Küche und Wein zu erleben. Der Reisepass bietet eine Kombination aus Stadtrundgang und regionalem Menü. Darüber hinaus werden zahlreiche Veranstaltungen und Rabatte erwährt.
R35 gen Kaub
Am
12. Oktober 2004 konnte man die BMW R35 auf der Fahrt in Richtung Kaub
beobachten. Von Hohenstein Steckenroth ging es über Breithard ins Aartal. Hier
zweigt die L3321 in Richtung Laufenselden ab. Nach dem Überqueren der
Bahngleise passieren wir die Landesgrenze. Rechter Hand liegt der ehemalige
Haltepunkt Laufenselden. Linker Hand liegt nun der Staatsforst Laufenselden. Wir
sind nun schon auf dem direkten Weg in den Flaschenhals. Zahlreiche Kurven
führen uns aus dem Aartal auf die Taunushöhen. Die rote geflickte Teerdecke
weist uns auf dünnbesiedeltes Gebiet hin.
Der direkte Weg durch den Flaschenhals würde uns nun über die L3031 nach Zorn führen. Dabei würden wir die Bäderstraße queren. DIeser Weg würde auf der Rückfahrt gewählt. Auf dem Hinweg mußte ein keiner Schlenker über Berndroth, Bettendorf eingelegt werden. Dabei blubbert gemächlich die R35 über die Taunushöhen.
Das naussauische Bettendorf lies uns etwas von unserem Kurs Flaschenhals abkommen, doch unglaubliche Szenen lassen schnell den Sinn erkennen. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Beim örtlichen Getränkehändler können wir gerade das morgendliche Ladegeschäft beobachten.
Einige Häuser weiter hat sich allen Ölkonzernen und staatlichen Auflagen zum Trotz eine private Tankstelle gehalten. Dieses Angebot können wir uns nicht entgegenlassen liegen noch gut 75 Kilometer am heutigen Tag vor uns. Der Tankvorgang beginnt mit Klingeln an der Haustür, falls man ungemerkt auf den Hof gefahren ist. Im Fall des Moppeds war dies nicht der Fall. Auf die Unart der SB Tankstelle hat sich hier im Jahr 2004 noch nicht durchsetzen können. Hier wird man betankt. Dabei kommt man mit dem Tankwart gerne ins Gespräch. Mit dem amtlichen Kennzeichen RÜD - Z 76 ist klar, dass man bereits eine geraume Wegstrecke hinter sich gelegt hat. Da interessiert natürlich das Reiseziel. "Heute geht es noch bis nach Kaub." "Ah - zum Rhein runter." Da kommt ein wenig Fernweh aus den Augen. - ja man war auch einmal jung und ist bestimmt mit dem Mopped zum Rhein runter gefahren.
Leider wurde ein gutes Jahr später die Tankstelle aus gesundheitlichen Gründen geschlossen.
Vollgetankt
konnte es nun weiter durch das blaue Ländchen gehen. Der Weg führte nach
Nastätten, wo Kaub zum ersten Mal ausgeschildert war. Doch hier nicht folgend
ging es zurück auf die Spuren des Freistaates Flaschenhals. Über Münchenroth
gelangen wir nach Strüth und damit zurück in den Freistaat.
Eine verwunschen schöne Landschaft
hier oben auf den Höhen des Taunus. Wiesen, Felder, Hügel. Man tuckert in
gemütlicher Fahrt durch die eine und andere Kurve. Der eine Hügel folgt dem
nächste Hügel. Da liegen die Metropolen Koblenz und Mainz
wahrhaftig in weiter Ferne. So verseht man auch wie einst den Amerikanern die
Exsistenz des Freistaates Flaschenhals weitergehend gleichgültig waren. Die
Franzosen störten sich nur an dessen Existenz. Dies mag weniger ander
stragegischen Bedeutung des Ländchen gelegen haben als an der Geschicht. Hatte
doch bereits Kaub zu Napoleons Zeiten durch Blüchers Rheinübergang von sich
reden gemacht. Jetzt war der Erbfeind Deutschland im Weltkrieg besiegt und Kaub
zählt nicht zur französischen Verwaltung (da hatte einer nicht aufgepasst). Na
dies ist lange Her und zum Glück leben wir mit unseren Nachbarn in trauter
Gemeinschaft.
Mit diesen Gedanken hat unser Mopped
Welteroth erreicht. Welch bedeutender Name für einen Ort. Doch erkennt man hier
wirklich in einer eigenen Welt angekommen zu sein. Fast wie ein gutmütiger Mythos
liegt der Freistaat über dem Land. Die Freundlichkeit der Menschen ist allgegenwärtig.
Hier besteht Grußpflicht!
Da bietet sich eine Pause an bevor wir nun die Taunushöhen verlassen und uns Richtung Rhein begeben. In Welteroth finden wir die Flaschenhals Metropolen ausgeschildert. Doch der Glaube in Kürze am Rhein zu stehen ist noch nicht ganz greifbar. Bei genauerem Hinsehen kann man bei einigen Hügeln in der Ferne den Hunsrück erkennen.
Die L333 führt in nach Lipporn. Hinter Lipporn befindet sich auf freier Strecke eine Bushaltestelle für den Aussiedlerhof Lipporn. Ein kurzer Blick auf die Abfahrtstafel zeigt hier den Halt eines einzigen Busses!. Um 6:56 hat man die Möglichkeit in Richtung Dörscheid zu fahren. In Weisel hat dieser Bus Aanschluß nach St. Goarshausen die alte Kreisstadt; und das war's. - Was eine Welt. Ein kurzer Blick über die Höhen von Hunsrück und Taunus.
Jetzt geht es 16 Kilometer lang hinunter zum Rhein. Durch Wälder gelangen wir auf die Wiesen oberhalb von Weisel. Von Weisel aus führt die L339 uns immer steiler in Rheintal hinab. Um 15:45 werden die 350ccm durch den zweiten Gang gebändigt und die BMW R35 donnert die mit 11% abschüssige Blücherstraße nach Kaub hinein. Nach einer kleinen Runde durch die Gassen der Stadt treffen wir die BMW am Lotsenhaus wieder.
Das Jahrzehnte ausgeübte Gewerbe des Lotsen liegt tief verwurzelt mit dem Familiennamen. Da gehört die erste Pause immer dem Lotsenblick und einer besinnlichen Pause so wie es einst die Vorfahren auch gepflegt haben. Die Herbstsonne meint es an jenem Tag auch gut mit einem. Da kann man die Fahrteindrücke auch richtig verarbeiten. Ein persönlich großartiger Moment hier am Fluß zu stehen und den Körper die Ärmel nachschwingen zu lassen.
Lotsentum in Kaub Starke Strömung und Klippen im Mittelrheintal erforderten seit jeher die Ortkenntnis der Lotsen um den Schiffern ein sicheres Geleit zu gewähren. Besonders der 113 m breite Engpaß an Lorley und das Binger Loch galten als noralgische Punkte. 1950 befanden sich noch Lotsenstationen in Bingen, Rüdesheim, Kaub, St.Goar, Osterspay, Koblenz und Urmitz. Das vermehrte Ausbaggern der Fahrrinne und Sprengung von Felsbarrieren wie zum Beispiel das Binger Loch (1974) entschärften die Schifffahrtsstraße. Der Einsatz der Radartechnik machte den Schiffslotsen letztlich überflüssig. Am 31. Mai 1988 wurde mit Kaub die letzte Lotsenstation geschlossen. |
Nach dieser besinnlichen Einheit mit Blick auf die Pfalzgraphenstein sei nun ein Spaziergang durch die Altstadt empfohlen. Viele Gassen und Winkel gilt es zu Fuß zu entdecken. Oft spürt man noch die einstige Bedeutung der Stadt. Heute versucht man sich zwar im Mittelrhein zu platzieren doch viele Touristen fahren hier auch vorbei.
DIe
strategische Lage zwischen Mainz und Koblenz die Kaub einst den Freistaat
bescherte heute vielen Einheimischen viele Pendlerstunden. Viele Geschäfte
konnten sich hier halten, da man sich nicht erlauben kann wegen Kleinigkeiten
das land zu verlassen. Doch die Zeiten sind schwer geworden.
Bevor
es zurück nach Hause geht darf ein Besuch im Weingut Bahles nicht fehlen. Das
Weingut ist für die Wiederbelebung des Freistaates Flaschenhals mit
verantwortlich. Aber neben den bereits
angesprochen Reisepässen gibt es hier auch Kleinigkeiten für den Gaumen. Ein
kleiner Imbiss oder auch ein paar Flaschen Wein für die ruhigen Stunden.
Zwar ist man in der schönen Herbstzeit in der Lese doch es bleibt immer etwas Zeit eine Kiste Wein aus den Räumen zu erhalten. 2003 war ein klasse Sommer und so steht der gute Tropfen nun gut behütet im Keller und wartet auf eine Kehle die er in 20 Jahren erfrischen darf. Vielleicht ist der gute Tropfen aber auch schon etwas früher geschlürft. Dann wäre ja ein Anlass gefunden mal wieder nach Kaub zurückzukehren. Also wenn ihr einmal am Kauber Rheinufer steht und Euch am Lotsenhaus über die Geschichte der Kauber Lotsen informiert und ne R35 knattert vorbei könnte der Wein all gewesen sein.
Linktipp
© by Schupp, Villmar