Bundesbahn 'Die DB der 80iger'
621 Bullay (DB) - Traben-Trarbach (DB)
Streckenchronik
Die vom Weinbau geprägten Orte Brenkastel-Kues und Traben-Trarbach bemühten sich im Rahmen des Baus der Hauptbahn Koblenz - Trier vergeblich um eine Anbindung. Zu schwierig gestalteten sich die geographischen Verhältnisse an der Mittelmosel, so entschied man sich die Hauptbahn ab Pünderich abseits des Moseltals geradlinig durch das Hinterland zu führen. Bereits 1873 bekam Traben-Trarbach eine Anbindung in Aussicht gestellt, die am 21. März 1883, als Stichbahn Pünderich - Reil - Traben-Trarbach eröffnet wurde.
Wurde zu Beginn Pünderich als Ausgangsort der kleinen Stichbahn genutzt, so verlagerte sich dieser zunehmend nach Bullay, welches bis 1961 zugleich Ausgangspunkt der Moseltalbahn war. Dies führte, wie auch bei den Orten Pünderich, Reil und Traben-Trarbach zum Kürzel (DB) im Bahnhofsnamen, da diese Ortschaften sowohl von der DB, als auch von der Moseltalbahn angefahren wurden.
Von Bullay quert die Strecke zunächst der Moseltalbahn und gelangt über die zweistöckige Bullayer Moselbrücke und die berühmte Pündricher Galarie zum Bf Pündrich. Von hier folgt der Streckenverlauf nun der Mosel und ihren guten Weinlagen bis nach Traben-Trarbach. Reil und Krövenig wird in malerischen Ortsdurchfahrten passiert, was schon öfters die vorübergehende Einstellung des Zugbetriebes wegen Hochwassers erzwang.
Seit 1954 regiert hier der Schienenbus. Die Fahrzeuge der Baureihe VT95 / VB140 boten sich regelrecht für die kurze Stichbahnbetrieb an. Mit dem Ausscheiden der 795er des Bw Trier am 1. Juni 1980 blieb der Schienenbus ein gewohntes Bild auf dem Weg nach Traben-Trarbach. Mit den 798er des Bw Trier brummte es fortan zweimotorig an der Mittelmosel. Dieses Schienenbusidylle sollte erst 1991 fallen. Bis dahin bestimmte überwiegend ein Solowagen das Streckenbild. Ausnahmen waren im Schülerverkehr und zu den Zeiten der Weinfeste gegeben.
Nachdem in den 60igern die BR 57 des Bw Cochem hier ihr Gnadenbrot im Güterverkehr verdient hatte, bewältigten Kleinlokomotiven von nun das Güteraufkommen. Hauptsächlich handelte es sich hier um Güter, die im Zusammenhang mit dem örtlichen Weinbau standen. Im den 80igern konnte man Köf III und 290iger beobachten. Letztere brachte jährlich einen Kesselwagenzug Weins zur Anfüllung an die Mosel. Über die Fahrzeiten der Überganbe(n) liegen leider keine Angaben vor.
Eine der nennenswerte Besonderheiten bestand in den ehemaligen Bf Pünderich bzw. Hp Burg, die jeweils den Ort auf der anderen Moselseite anbinden sollten. Mit der zunehmenden Automobilisierung wurde diese jedoch bis Mitte der 80iger Jahre geschlossen. Dies waren zugleich die einschneidensten Änderungen in der scheinbar so eintönigen Nebenbahngeschichte. Der Bf Pündrich wurde recht schnell zurückgebaut, wo hingegen der Hp Burg noch Ende der 80iger fast im originalen Zustand erhalten war.
Streckenfahrt
Die KBS 621 stellt eine sehr interessante Erscheinung dar. Vielleicht war es der schon frühe Schienenbusbetrieb, der die Strecke vor der Stillegung bewahrte. In den 60igern verkehrte parallel die Moseltalbahn, deren Existenzkampf scheinbar spurlos an der kleinen Stichbahn vorüberging. Modernisierung war ebenfalls eine Fehlanzeige. Scheinbar interessierte sich niemand für die Strecke, bis zum Ende der 80iger Jahre, als hier der letzte Schienenbus in der BD Saarbrücken verkehrte. Was hier den interessierten Eisenbahnfreund erwartete ist schnell beschrieben. 'Da pendelt im Weinberg den ganzen Tag eine Schienenbusgarnitur hin und her.'
Das war nicht zu viel versprochen, in Bullay wartet unsere Garnitur. Ein Plausch mit dem Fdl und die Post ist auch schon im Wagen. Über die Bullayer Doppelbrücke verlassen wir unseren Ausgangsort tauchen wir in den Prinzenkopf-Tunnel ein. Jetzt eröffnet sich der Blick auf das Pündricher Hangviadukt. Etwas hilflos wirkt der Schienenbus auf dem interessanten Bauwerk. Grußpflicht für den entgegenkommenden Gz nach Koblenz-Lützel. Nun ist auch der Weg in Richtung Traben-Trarbach frei. Der noch aus den Anfangsjahren stammende Unterbau vermittelte ein behagliches Fahrgefühl. Nach kurzer Fahrt erreichen wir Reil. Hier verläßt ein großteil der Fahrgäste den Triebwagen. Nach der Ortpassage schlängelt sich die Strecke weiter an der Mittelmosel entlang. Wir passieren den ehemaligen Hp Burg und gelangen nach Kövenig. Der kleine, verschlafene Ort ist der Geheimtip an der Strecke. Per Fähre mit Enkirch auf der anderen Moselseite verbunden präsentiert der die verschlafene Gemütlichkeit, die diesem Moselabschnitt inne ist.
Phototips
Reil | Ortsdurchfahrt aus Weinberg oberhalb der Kirche, ¯ egal mittags |
Hp Burg | inmitten der
Reiler Weinberge oberhalb des ehemaligen Haltepunktes Burg auf diesen, ¯
SBY mittags
etwas weiter in Richtung Kövenig (ca. Streckenkilometer 4,5) hat man erneut einen tollen Blick auf die Strecke, ¯ STT mittags |
Kövenig | Moselpartie kurz vor erreichen des Ortseingangsschildes, ¯ STT mittags |
Traben-Trarbach | der Klassiker - Blick auf das EG mit abfahrtbereites Triebwagen, ¯ SBY mittags |
Linkempfehlung
Literatur
© by Schupp, Villmar