Bundesbahn 'Die DB der 80iger'
423 Siershahn - Limburg
Streckenchronik
In die Hauptbauphase der westerwälder Eisenbahnstrecken fiel auch der Bau des Abschnittes Staffel - Siershahn. In zweijähriger Bauzeit konnte der Abschnitt am 30. Mai 1884 dem Betrieb übergeben werden. Damit waren auch Montabaur und Siershahn an das Bahnnetz angebunden, nachdem bereits 1870 die Verbindung Limburg - Hadamar eröffnet wurde. Nutze man diese Trasse bis nach Staffel. Hier zweigte nun die neu entstandene Teilstrecke ab. Zur Überwindung der Höhendifferenz von 186 Meter waren außer dem Niedererbacher Viadukt keine nennenswerten Kunstbauten erforderlich.
Mit der Anbindung der westerwälder Kleinstadt
Montabaur kann diese leichter aus den umliegenden Gemeinden erreicht werden. Die
Metropole Limburg ist nun aus dem unteren Westerwald direkt verbunden und
gewinnt damit zunehmend an Bedeutung. Der abgebaute Ton & Basalt kann direkt in Richtung Lahn abgefahren werden, von wo sie dann in Richtung Frankfurt und Gießen
gelangen.
Der Personenverkehr auf der 423 war schon immer
eher mäßig ausgeprägt. Hat die Strecke schon 1939 mit dem Bau der
Reichsautobahn auf ihrem gesamten Abschnitt eine schnelle Anbindung als
Alternative. Mit zunehmenden Individualverkehr blieben Schüler und Hausfrauen die treuen Kunden. So
erhielten schon Ende der 50iger Jahre die
Schienenbusse Einzug in den Westerwald. Die beim Bw Altenkirchen beheimateten
Fahrzeuge beherrschten schnell den Personenverkehr und drängten auch auf der
KBS 423 die Dampfloks
in den Güterverkehr ab. In den 70iger Jahren etablierten sich zunehmend die Limburger 515 und 517er im Westerwald. Als mit dem Sommerfahrplan 1980 der Rückzug der 795er aus dem Westerwald
vollzogen wurde und in Altenkrichen eine Akkuladestation installiert wurde, kamen auch auf
der KBS
423 nun vornehmlich ETA's der Baureihen 515 und 517 zum Einsatz. Die Fahrzeuge
verkehrten in der Relation Limburg - Siershahn - Altenkirchen. Nach dem
Ausscheiden der 517er übernahmen die Limburger 515er ihre Einsätze. Mit der
Stillegung des Abschnittes Siershahn - Altenkirchen 1984 (vgl. KBS 421) erlitt
der ETA-Einsatz eine empfindliche Einengung. Bis 1986, dem Ende der Limburger
515er, kamen zunehmend 798er zum Einsatz. Letztlich übernahmen die Gießener
798er den Betrieb.
Der
Güterverkehr hatte durch den Abbau von Ton & Basalt in Wirges, Goldhausen,
Steinefrenz und Oberhausen und den Umschlag in den Knotenpunkten Siershahn und
Montabaur ein hohes Aufkommen.
1972 endete der Einsatz der 82er und 94er vom Bw Koblenz-Mosel. Sie wurden durch die 212er und später durch die 213er ersetzt. Nachdem auch hier zahlreiche Kunden auf die Straße abgewandert waren, ging dies mit der Schließung zahlreicher Bahnanschlüsse längs der Strecke einher. Mit dem zwangsläufig geringerem Güteraufkommen wurden in den 80igern die Waren in Montabaur gesammelt und über Siershahn und das Brexbachtal zur Rheinschiene gebracht. Der untere Abschnitt Montabaur - Staffel war abgesehen von der täglichen Übergabe und den regionalen Gütern in Steinefrenz nicht von Massengütern betroffen. Hier verrichteten in der Regel Limburger 260iger ihren Dienst.
Streckenleben
Relative unscheinbar dümpelt das Geschehen längs der KBS 423 in den Alltag hinein. Durch die parallel verlaufende A 3 hat die Strecke längst an Aktraktivität verloren. Sichtlich bröckeln auch bis Ende der 80iger Jahre die angrenzenden Verbindungen im Personenverkehr. Es bleibt der klägliche Rest, Siershahn wird vom einigsten Knotenpunkt im Westerwald zum Endbahnhof einer Stichbahn - trauig. So manch eine Kleinigkeit wie die Bahnhofskneipe oder der bis zuletzt praktizierte Abfahrauftrag läßt die einstige Bedeutung von Siershahn erahnen.
Anker des Streckenlebens sind die mittleren
Metropolen. In Montabaur sind hauptsächlich Schüler und Tone die
Verkehrsträger. Limburg verleiht manch einen zum nachmittäglichen Stadtbummel.
Aber bitte nur an Werktagen - ruht der Verkehr Sonntags hier bereits zu Beginn
der 80iger. Den letzten Zug sollte man auch nicht verpassen. Verließ dieser
1980 noch um 19:16 Limburg, so disqualifizierte sich im Fahrplan 1986/87 die
Abfahrzeit 17:59 das Angebot Zug für jeden Berufstätigen.
Auch beim ambitionierten Eisenbahnphotograph
führte die Fahrplanlage zum Ende der 80iger Jahre oft zu einem unerwarteten
Ende. Lag doch gerade der letzte Kurs (16:40 ab Siershahn bzw. 17:59 ab Limburg)
im guten Licht. Ob Ambition oder Mittellosigkeit gestaltete sich gerade hier die
Heimreise ohne PKW oft sehr mühsam. Ich erinnere mich an so manchen
abendteuerlichen Heimweg über die Höhen des Westerwaldes, aber was macht man
nicht alles um den letzten Zug noch im besten Licht abzulichten.
Phototips
Siershahn | Ausfahrt Siershahn 8-11 Uhr, mit Stellwerk & Bü, ¯ FLIM |
Wirges | aus dem
Werksgelände linker Hand auf die Strecke, bis 11 Uhr, ¯
FLIM
auf der anderen Seite - Wiesenidylle, ab 13 Uhr, ¯ FLIM |
Monatbaur | Bahnhofsausfahrt Richtung Siershahn mit ASig, Bü, Stellwerk und Bahnhofsanlagen, abens, ¯ KSN |
Montabaur | linke Seite der Straßenüberführung der B 255 mit Blick auf eine typische Westerwaldlandschaft, 12-16 Uhr, ¯ KSN |
Goldhausen | Blick vom Bahndamm am Friedhof auf den Ort, morgens, ¯ FLIM |
Girod | vor dem Bü nach Steinefrenz aus den Wiesen auf die Strecke, ab 13 Uhr, ¯ KSN |
Oberhausen | von den
Pütschbacher Wiesen rechter Hand, auf in Linkskurve verlaufende
Strecke, 13-16 Uhr, ¯ KSN
von den Feldern an der Straße Obererbach - Niedererbach oberhalb Obererbach, Blick auf das Schotterwerk mit der Strecke, abens, ¯ FLIM |
Niedererbach | Straße nach Görgeshausen oberhalb Hp, Blick auf Wald und eines der Viadukte in Niedererbach, abens, ¯ KSN |
Elz | bevor die Strecke den Wald verläßt läuft Sie in einer Schneise, hier mit Holzstapel und Idylle, 9-10 Uhr, ¯ FLIM |
Elz Süd | Eine Schienenbusstation, wie sie im Buch steht, Bild von Anhöhe mit Spielplatz, ab 15 Uhr, ¯ KSN |
Staffel | Ausfahrt Richtung Diez, Bü, Stellwerk und ASig's, bis 13 Uhr, ¯ FLIM |
Diez Ost | Weg führt Richtung Staffel vom Hp aus und zweigt im rechten Winkel in Richtung Ort, hier altes Straßenschild und Blick auf die Strecke, ab 14 Uhr, ¯ FLIM |
Linkempfehlung
Literatur
© by Schupp, Villmar